Die Fotografien Maziar Moradis erzählen komplexe Geschichten voller Emotionen: Stoff genug für einen Film, festgehalten in einer opulenten fotografischen Szenerie. Wir haben Moradi getroffen und erfahren, dass er dabei auch seine eigene Geschichte erzählt. Und die seiner Familie, die aus dem Iran nach Deutschland immigrierte.
Maziar Moradi wurde 1975 in Teheran geboren und wuchs in Hamburg auf. Moradi hat sich ganz der inszenierten Fotografie verschrieben: Er ist Geschichten-Erzähler, Beobachter, Zuhörer, Inszenierer. Heute lebt und arbeitet er in Berlin. Seine Serie „1979“ wurde mit dem Otto-Steinert-Preis prämiert.
Fotografie der Zeit: Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Maziar Moradi: Dass ich fotografiere, verdanke ich insbesondere meiner Leidenschaft für Filme. Ich schätze daran vor allem die großen Geschichten, die durchdacht inszeniert sind und sich bis ins letzte Detail auf der Leinwand für die Zuschauer entfalten.
Die Entscheidung, den Weg der Fotografie zu gehen, fiel erst in meinem Studium an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft in Hamburg. Das Inszenierte und Erzählerische – das man aus Filmen kennt – setze ich seitdem in meiner Fotografie um. Das habe ich auch meinem damaligen Professor Vincent Kohlbecher zu verdanken. Meine Leidenschaft für Filme ist heute ein Teil meiner Fotografie und womöglich der Grund für meine inszenierten Werke.
Fotografie der Zeit: Wieso ist Migration ein bestimmendes Thema Ihrer Fotografie?
Maziar Moradi: Meine Arbeit hat immer auch Bezug zu dem, was ich bin und was mich ausmacht. Mit elf Jahren bin ich mit meiner Familie nach Deutschland gekommen. Es war die Zeit des Iran-Irak-Krieges, die für viele iranische Familien – wie auch meine – große Umbrüche bedeutet hat. Diese Zeit habe ich in meiner Serie „1979“ aufgearbeitet – benannt nach dem Jahr, in dem die Umwälzungen ihren Anfang nahmen. Ich wollte unsere Familiengeschichte in Bildern festhalten.
Meine Fotografie spiegelt aber nicht nur mein persönliches Empfinden wieder, sondern die wichtigsten Momente im Leben einer anderen Person, die sich zu inszenieren lohnen. Das Projekt „Ich werde deutsch“ ist die Fortsetzung meiner Arbeit „1979“ und erzählt die Geschichten junger Migranten, die in Deutschland ein neues Leben begonnen haben.
Fotografie der Zeit: „Ich werde deutsch“ – trifft das auch auf Sie zu oder würden Sie sich selbst schon als „deutsch“ bezeichnen?
Maziar Moradi: Eigentlich bin ich weder noch. Ich würde sagen, dass am ehesten „neu-deutsch“ zu mir passt. Ich wurde durch die verschiedensten Kulturen beeinflusst: Im Iran geboren, in Hamburg aufgewachsen. In der Schule waren mein Bruder und ich damals die einzigen Ausländer. Später hatte ich dann viele türkische und afrikanische Freunde. Es ist eine Multikulti-Sache. Nach einiger Zeit vermischen sich die Einflüsse. Durch meine deutsche Frau habe ich auch das deutsche Leben noch einmal anders kennengelernt.
Mehr über Maziar Moradi und seine Bilder finden Sie bei Salz und Silber: Der ersten Online-Galerie für Dokumentarfotografie, in der er seine Serien „1979“ und „Ich werde deutsch“ in limitierten Editionen exklusiv ausstellt und verkauft.
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