Wer Fotokunst online kaufen will, wird schnell vom Überangebot zahlreicher Online-Galerien überrollt. Wer hat das hochwertigste Angebot? Wo ist der Kauf-Prozess gut durchdacht? Ich habe mir den Weg durch den Foto-Dschungel gebahnt und möchte drei Online-Galerien vorstellen, die mir auch auf den zweiten Blick gefallen.
Ich bin gerade erst umgezogen: In meinem Wohnzimmer erinnert mich die große weiße Fläche an der vier Meter hohen Wand jeden Tag daran, dass ich mich dringend um ein passendes Schmuckstück dafür kümmern muss. Und ich habe mir in den Kopf gesetzt, diese Fläche mit hochwertiger Fotokunst zu füllen. Doch das ist gar nicht so leicht. Schon nach zehn Minuten Internet-Recherche verspüre ich einen Anflug von Frustration: Nein, ich möchte nicht meine eigenen Fotos für einen Schnäppchen-Preis drucken lassen. Und nein, ich bin auch nicht auf der Suche nach einem Fotografen. Ich bin auf der Suche nach DEM Bild, das zu mir passt und einer Online-Galerie, bei der ich das Gefühl habe, guten Gewissens kaufen zu können. Bei meiner Suche sind mir drei Online-Galerien besonders aufgefallen – so unterschiedlich sie auch sein mögen.
Salz und Silber – Der Underdog mit viel Liebe zum Detail
Allein der Name hebt sich von der Konkurrenz ab: Laut Eigenauskunft der Macher ist „der Name ‚Salz und Silber’ eine Hommage an die ursprüngliche Form der Fotografie.“ Denn die ersten fotografischen Verfahren beruhten auf der Erkenntnis, dass sich Silbersalze unter Lichteinwirkung schwarz färben.
Salz und Silber ist die erste Online-Galerie, die sich ausschließlich der Dokumentarfotografie widmet. Hier gilt Klasse statt Masse, denn die Dokumentarfotografien werden nur in limitierten Editionen von einem bis maximal zehn Exemplaren mit Echtheitszertifikat verkauft. Der eigentlich beliebigen technischen Reproduzierbarkeit wird ein Riegel vorgeschoben und Fotokunst erhält so den Wert, der ihr zusteht.
Auch bei der Gestaltung beweisen die Macher Liebe zum Detail. Im Fokus stehen die Bilder und die Geschichten dahinter. Bei vielen Fotografien finden sich Erläuterungen zum Entstehungskontext, die dem Betrachter oftmals den goldenen Schlüssel zum Verständnis geben und gleichzeitig genügend Interpretationsspielraum für eigene Gedanken lassen. Mit Portraits von Helmut Kohl, Helmut Schmidt und Barack Obama finden sich auch Momente der Zeitgeschichte von bekannten Dokumentarfotografen wie Daniel Biskup.
Das Beste: Auch wer mobil auf die Suche nach seinem Lieblingsmotiv geht, kommt ohne späteres Anti-Aggressionstraining ans Ziel. Die Ansicht ist für mobile Endgeräte optimiert.
Fazit: Für Kenner und Liebhaber dokumentarischer Fotografie ein echte Perle unter den Online-Galerien. Bisher werden allerdings nur drei Künstler bei Salz und Silber präsentiert.
Lumas – Der Allrounder mit hohen Auflagen
Wer sich schon ein wenig damit beschäftigt hat, Kunst online zu kaufen, dem dürfte Lumas ein Begriff sein. Wie Salz und Silber haben sich die Gründer der Fotokunst verschrieben – mal bunt, mal schwarz-weiß. Mal exzentrisch, mal klassisch. Das Portfolio ist groß und umfasst Newcomer der Fotografie-Szene, etwa Rafael Neff, ebenso wie etablierte Künstler wie Erich Lessing.
Die Editionen bestehen aus 75 bis 150 Exemplaren und sind nicht auf reine Fotokunst beschränkt. Das schlägt sich im Preis nieder: Wer als Einsteiger auf der Suche nach Schnäppchen ist, wird hier durchaus fündig. Doch sollte man dann bereits eine Vorstellung davon haben, welche Art von Fotokunst zu einem passen könnte. Sonst verliert man sich im großen Bilderstrom an Künstlern, Themen und Neuheiten. Das Besondere: Lumas hat ergänzend zum Online-Auftritt Galerien an über dreißig Standorten weltweit.
Lumas bietet für mobile Käufer sogar eine eigene App an. Für ganz Entscheidungsfreudige landet die gewünschte Fotografie schnell im Warenkorb und der Bestellprozess ist nach sechs Klicks abgeschlossen.
Fazit: Wer ein breites Angebot an jungen und etablierten Künstlern sucht, ist hier gut aufgehoben. Auch wenn die Suche nach dem Besonderen, dem EINEN Bild ein wenig mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Artflash – Der Hingucker in Pink
Wer sich das erste Mal auf die Seite klickt, sieht nicht viel: Denn ohne Login geht hier gar nichts. Man sieht keine Editionen, keine Fotokunst, keine Preise. Doch die Starseite verspricht eine „neue Art, Kunst zu kaufen“. Wer sich für den Weg entscheidet, Mitglied zu werden, wird danach mit einer Farbexplosion belohnt. Denn das Design ist mit seinem Grasgrün und Grellpink durchaus mutig – Artflash, so wie der Name verspricht.
Die Online-Galerie wirkt keinesfalls überladen, sondern zeigt ausgewählte Kunst aller Genres an. Fotokunst ist hier nur ein Teil des Portfolios. Ebenso wie Salz und Silber bieten die Macher von Artflash Hintergrundinformationen zum jeweiligen Werk an – über die Editionen, über den Künstler. Die Gründerin über das Projekt: „Wir bieten Menschen mit wenig Zeit und großem Interesse an zeitgenössischer Kunst hochwertige Kunst-Originale weit unter Marktpreis.“ Das Angebot ist reduziert, aber man entdeckt durchaus bekannte Künstler wie Jonathan Meese, Georg Baselitz, Daniel Richter und Rosemarie Trockel.
Das Besondere: Alle zwei Wochen werden zwei neue Künstlereditionen angeboten, die signiert und streng limitiert sind (zwischen drei und sechs). Ergänzend dazu gibt es den „Superflash“, in dem Fundstücke wie Unikat-Editionen oder Einzelstücke verschiedener Künstler vorgestellt werden. Darüber hinaus werden aber auch Kunstwerke in hohen Auflagen von bis zu 50 angeboten.
Fazit: Farbexplosion garantiert – eine Online-Galerie, die mit auffälligem Design punktet. Für Einsteiger und Kenner von Fotokunst gleichermaßen geeignet.
Alle, die bis hierhin gelesen haben, fragen sich nun bestimmt: Was ist aus der vier Meter hohen weißen Wohnzimmer-Wand geworden? Nun, sie ist immer noch weiß. Denn, um ein Frauen-Klischee zu bedienen: Bei dem hochwertigen Angebot an Fotokunst konnte ich mich einfach noch nicht entscheiden.
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